Verschluss Sache

u-remote bei Rohrbacher Schlosswarenfabrik Wilh. Grundmann GmbH

 Verschluss Sache

Kann man 150 Ski-Spinde mit seiner Zimmerkarte öffnen und schließen? Rohrbacher Schlosswarenfabrik Wilh. Grundmann GmbH hat diese Aufgabe für ein Salzburger Hotel im Herbst 2018 mit seinem TAC-System umgesetzt. Mit an Bord: u-remote, das modulare I/O-System von Weidmüller.

Ist die Skisaison einmal voll im Gange und die Hotelbetriebe haben sich längst für die neue Wintersaison gerüstet, macht die Digitalisierung auch vor dem Skistall nicht mehr Halt. Hat man seine Skiausrüstung bislang im Skikeller an die Wand gelehnt und auf ihren Verbleib gehofft, punkten die Betriebe jetzt mit verschließbaren Spinden. Der Clou an der Sache: die Spinde öffnen und schließen über die Zimmerkarte. Das System erinnert an die Abholstationen der Post. Hier lassen sich die Postfächer mit dem zugestellten Code jederzeit auch außerhalb der Öffnungszeiten öffnen. Diesem System folgt jetzt ein Hotelier in Salzburg mit technischer Unterstützung von Grundmann in Zusammenarbeit mit Weidmüller. Seit Ende November stehen den Gästen 150 Spinde zur Verfügung, die mit der Zimmerkarte über acht Terminals geöffnet werden können.

Zutritt leicht gemacht

Die Rohrbacher Schlosswarenfabrik Wilh. Grundmann GmbH feiert 2019 ihr 125-jähriges Bestehen. Gegründet von Wilhelm Grundmann, hat sich der Traditionsbetrieb auf die Fertigung von Schlössern und Beschlägen spezialisiert. 2006 wurde das Portfolio um das mechatronische Transponderschließsystem TAC erweitert. TAC steht für Transponder Access Control und bedeutet die berührungslose, batteriebetriebene Zutrittskontrolle. „Das Öffnen erfolgt mittels Karte oder PIN“, erklärt Florian Stradner, Projektleiter Software bei Grundmann. Von biometrischen Zugriffen hält man bei Grundmann nicht viel. „Wir finden, dass das technologisch nicht viel Sinn macht. Denn in dem Moment, in dem Sie etwas angreifen, z.B. ein Glas, könnte man den Fingerabdruck so fotografieren, dass man damit jedes Schloss aufbekommt“, argumentiert Stradner. Sollte hingegen eine Schließkarte verloren gehen oder gestohlen werden, kann die Karte gesperrt werden. Als größte Herausforderung bei Schließsystemen benennt Florian Stradner die starren Pyramidensysteme: „Es gibt den wichtigsten Schlüssel ganz oben und dann ein paar Schlüssel darunter. Sollten dann Mitarbeiter die Abteilung wechseln, passen die Schlüssel nicht mehr, oder jemand hat Schlüssel, die er nicht mehr braucht.“ Mit den Kartensystemen fällt dieses Problem weg. Die Karten werden so programmiert, dass sie den Zutritt räumlich und zeitlich zulassen oder beschränken. „Wir haben für eine Fachhochschule den Stundenplan mit dem Schließsystem kombiniert. Wenn der Student in der Früh kommt, dann darf er genau in die Lehrsäle hinein, die er laut Plan an diesem Tag besuchen muss“, berichtet der Projektleiter.

Bisher hatten wir das Problem, dass man das Protokoll nur von einer Lesestation ansprechen konnte. Wenn dann 150 Leute gleichzeitig von der Piste kommen und nur zwei Terminals zur Verfügung stehen, um einen Spind zu öffnen, wird die Warteschlange lang. Und dann muss man auch immer beim selben Terminal ein- und auschecken. Jetzt können wir über das Protokoll mit dem Weidmüller-Modul sprechen. Also, egal zu welchem der acht Terminals der Gast geht, sein Spind lässt sich immer öffnen und schließen

Florian Stradner, Projektleiter Software bei Rohrbacher Schlosswarenfabrik Wilh. Grundmann GmbH

Einfache Installation und Wartung

Auch die Wartung wird sich vereinfachen, hofft Stradner: „Im Fall eines Fehlers musste man bislang alles ausbauen. Und wenn man Pech hatte, lag es irgendwo im Schaltschrank, wo man kaum hinkommt. Also ein Haufen Arbeit. Jetzt zieht man das betroffene Modul einfach heraus und steckt das neue wieder rein“, freut sich Florian Stradner über diese Arbeitserleichterung.

Bei u-remote ist die Software für die Inbetriebnahme, Statusüberwachung und Fehlerdiagnose bereits integriert. Das Grundmann-Team kann über einen auf dem Feldbuskoppler installierten Webserver über jeden beliebigen Standardinternetbrowser auf das System zugreifen. Außerdem kann die I/O-Station schon vor der Anbindung einer Steuerung parametriert werden. Statusinformationen, Diagnose und Prozessdaten lassen sich ganz unkompliziert an der Station abrufen. „Das wird uns auch sehr helfen“, ist Florian Stradner überzeugt „Auch die Inbetriebnahme jetzt ist total schmerzfrei. Bislang mussten wir immer alles händisch prüfen und mehrere Schnittstellen einstellen. Jetzt ist das ganz einfach. Man muss alles einfach nur zusammenstecken. Bei unseren Tests im Werk hat das immer funktioniert. Daumen hoch quasi!“

Bei Grundmann ist im November Hochsaison. Viele Hotels nützen die kurze November-Pause vor der Saisoneröffnung für Renovierungen. Da zählen häufig auch neue Schließsysteme dazu. „Es kann also gut möglich sein, dass noch drei Leute anrufen und sagen, sie wollen auch noch so ein Spind-System haben“, sagt Florian Stradner abschließend und wird auch dann wieder auf die Produkte von Weidmüller zurückgreifen.

Ausgezeichnetes System

Nach einem Projekt in einer Kuranstalt erkannte man, dass das Kaskadieren von mehreren hundert Schlössern Probleme machte. Hier wurden für die Patienten Postfächer mit personalisierten Schlössern für ihre Befunde und persönlichen Nachrichten eingerichtet, die sich mittels Code öffnen lassen. „Da haben wir gemerkt: das funktioniert so nicht und haben uns auf die Suche nach Alternativen gemacht“, erzählt Florian Stradner. Dabei sei man relativ schnell auf die Lösung von Weidmüller gestoßen. Die habe von Anfang an gut gefallen und versprach all das, was die Projektingenieure haben wollten. Diese Lösung nennt sich u-remote und stammt aus dem Automatisierungsbaukasten u-mation. Dieses modular konzipierte Remote I/O-System zeichnet sich durch eine steckbare Anschlussebene und hohe Packungsdichte aus. Der integrierte Web-Server vereinfacht die Inbetriebnahme und beschleunigt Wartungsarbeiten. Die Installation erfolgt werkzeuglose, die vorkonfektionierbare Verkabelung beschleunigt den Einbau im Schaltschrank sowie an der Maschine oder Anlage. Die steckbare Anschlussebene ermöglicht den schnellen und sicheren Anschluss von Sensoren und Aktoren mit vorkonfektionierten Leitungen. Dadurch reduziert sich die Fehlerquote in der Systemverdrahtung. Die Modulbreite beträgt 11,5 mm und mit einer geringen Anzahl an Einspeisemodulen lassen sich Schaltschränke mit u-remote wesentlich kleiner auslegen. Ein Komponententausch kann im laufenden Betrieb lastfrei erfolgen. LEDs am Modul und jedem Kanal, direkt am Leiteranschluss positioniert, erleichtern die Statusabfragen und Diagnosen. „Der große Vorteil unserer u-remote-Lösung ist die hohe Vielseitigkeit und Flexibilität. Es gelingt, Teilsysteme präzise in komplexe Topologien zu integrieren – ganz auf den Kunden abgestimmt“, erklärt Milena Krstic, Anwendungstechnikern Präventive Instandhaltung bei Weidmüller Österreich. 2014 wurde u-remote außerdem mit dem Prädikat „Winner“ in der Kategorie „Industrial Goods and Materials“ beim „German Design Awards“ ausgezeichnet.