Das iPhone unter den Steckern

Omnimate 4.0 bei Hoss Mobility GmbH

Das iPhone unter den Steckern

Was haben ein Rollstuhl, ein Segway und der neue Omnimate 4.0 Stecker von Weidmüller miteinander zu tun? Lukas Rigler, Gründer der Hoss Mobility GmbH, baut mittels der selbstbalancierenden Antriebstechnologie wahnsinnig innovative Rollstühle. Und weil die Qualität auch im Detail steckt, setzt er auf den Omnimate 4.0 mit SNAP IN-Anschluss.

Es sind die kleinen Dinge, die Probleme machen: uneben verlegte Pflastersteine, Straßenbahnschienen oder hervorstehende Kanaldeckel. Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, kennen diese Herausforderungen. „Es sind nicht Stiegen oder Stufen, es sind genau diese vermeintlich kleinen Unebenheiten, die das Vorwärtskommen mit einem klassischen Rollstuhl erschweren“, versichert Lukas Rigler. Und das weiß er selbst erst, seit er einen ungewöhnlichen Käufer für seinen in die Jahre gekommenen Segway fand: Einen jungen Mann, der auf Grund von Multipler Sklerose (MS) auf einen Rollstuhl angewiesen ist und den Segway zu einem Rollstuhl umbauen wollte. Mit dem Ein-Achser hoffte er die kleinen alltäglichen Hindernisse leichter bewältigen zu können. Und damit war eine Geschäftsidee geboren und einiges an Überraschungen vorprogrammiert. „Naiv muss man sein, sonst geht es nicht“, fasst Lukas Riegler lachend die Gründung seines Unternehmens Hoss Mobility GmbH zusammen, das er 2017 gemeinsam mit einem Partner aus der Taufe hob. „Wir haben zehnmal länger gebraucht und zehnmal mehr Geld benötigt, als wir dachten“. Die Idee: ein Ein-Achs-Rollstuhl mit selbstbalancierendem Antrieb – eine komplette Neuentwicklung – letztendlich ohne Drittgerät als Basis. Eine coole Sache, die den Nutzern eine neue Mobilität garantiert und die Wendigkeit eines Indoor-Gerätes mit der Geländegängigkeit einer Offroad-Maschine verspricht.

Ein Stecker ist ein Stecker?

Der Schlüssel zum intuitiven Fahrverhalten des „hoss“ ist seine Fähigkeit, sich dynamisch zu stabilisieren. Lukas Rigler vergleicht es mit der Beweglichkeit eines Menschen: „Lehnt sich ein Mensch nach vorne, ohne die Beine zu bewegen, würde er auf die Nase fallen. Um den Sturz zu verhindern, befiehlt das Gehirn, ein Bein nach vorne zu bewegen. Wenn man sich also vorlehnt, bewegt man sich automatisch vorwärts, immer einen Schritt nach dem anderen. Der hoss macht es genauso, nur eben mit zwei Rädern anstelle der Beine. Die Funktion von Gehirn und Muskeln übernehmen hier leistungsstarke Prozessoren und Elektromotoren.“ Und eben jene überschatten oft die klitzekleinen Details, auf die es genau so ankommt. Man konzentriere sich auf die Regelung, die Leistungselektronik – all das scheint das Wichtigste zu sein. „Jedes noch so kleine Detail ist eine Wissenschaft für sich, die man schnell übersieht“, weiß Rigler aus eigener Erfahrung. So ist es auch mit den Steckverbindern auf den Steuerungsplatinen passiert. „Stecker sind Stecker, die verschraubt man und dann halten sie. Punkt.“ Meist denkt man über die Stecker gar nicht nach, in 80 % der Fälle passen sie. Doch was wenn man die meiste Zeit mit den übrigen 20 % zu tun hat? „Im Prozess kann viel schiefgehen. Ein Stecker im Wert von € 0,40 kann eine Rückholaktion im Wert von € 1.000,- auslösen“, erklärt Rigler. Vor allem für ein junges Unternehmen nicht leistbar. Und dann sei er auf die neuen Omnimate 4.0 Stecker von Weidmüller gestoßen.

Wir sind mit dem Omnimate 4.0 Portfolio viel schneller. Bei einem 10-poligen Stecker sparen wir bei der Montage mit Sicherheit zehn Minuten ein.

Lukas Rigler, Gründer der Hoss Mobility GmbH

Viel schneller

Die Elektronikbauteile werden immer kleiner, die Platinen bleiben aber gleich groß. Grund sind die Stecker, die entsprechend viel Platz brauchen. Daraus ergibt sich eine Kette von Abhängigkeiten. Der Stecker braucht Platz auf der Platine, die benötigt ein entsprechend großes Gehäuse, das wiederum ausreichend Bauraum, den man dann nicht anders nützen kann. Wenn der Stecker aber zumindest platzsparender, weil modular anwendbar wird, dann könnte man in Folge auch alles etwas kleiner gestalten. Anlass für dieses Gedankenspiel gibt der Omnimate 4.0 von Weidmüller. „Hinter dem neuen Stecker stecken die Essenz von rund 60 Jahren Entwicklungsarbeit von Weidmüller zum Thema Connectivity und vereint drei Innovationen in einem: eine einzigartige Anschlusstechnologie, modulares Produktdesign und schnelle Lieferung“, erklärt Rudolf Heinsching, Außendienst bei Weidmüller Österreich. Die Polanzahl ist individuell und modular konfigurierbar. Das bedeutet: man muss nicht 12 Stecker verbauen, wenn man nur acht benötigt. Die Drähte können ohne Aderendhülse schnell und sicher werkzeuglos verdrahtet werden, ein optisches und akustisches Signal (ein Klick-Geräusch) bestätigt die erfolgreiche Verdrahtung. Dank dem einzigartigen SNAP IN-Anschluss entfällt auch das mühsame Verschrauben auf der Platine. „Wir sind so jetzt viel schneller“, bestätigt Lukas Rigler die Produktvorteile. „Bei einem 10-poligen Stecker sind wir mit Sicherheit in der Montage um zehn Minuten schneller.“ Und auch bei der Bestellung geht es schnell. Über den Weidmüller Configurator bestellt, wird der Omnimate 4.0 ‚wire-ready’ versandt. „In einem Vortrag wurde der Stecker von einem Weidmüller Mitarbeiter einmal als iPhone unter den Steckern bezeichnet. Das kann ich soweit unterschreiben“, bestätigt Lukas Rigler seine Begeisterung für dieses vermeintlich unscheinbare Detail.

App und remote Zugang

Modern ist der „hoss“ nicht nur durch seine Technologie und sein Design. Auch die Updates der Steuerung laufen über ein verbautes GSM-Modul, das immer aktiv ist und alle technischen Daten speichert. „Damit sind wir nicht allein auf die subjektiven und manchmal auch ungenauen Angaben der Fahrer angewiesen, sondern können uns die Logfiles downloaden und den Fehler anhand der Daten finden“, erklärt der Erfinder. Über eine App können außerdem die Höchstgeschwindigkeit oder die Empfindlichkeit der Joy-stick-Lenkung eingestellt werden. „Mit seinen 15 km/h kommt man mit dem hoss überdurchschnittlich schnell voran, weshalb man viele Wege nicht mit Auto oder Öffis bestreiten muss. Dabei müssen sich unsere Kunden auch nicht um die Reichweite sorgen.

Den hoss gibt es mit 30 km oder 60 km Reichweite.“ Für die Sicherheit ist selbstverständlich gesorgt: In der Ruhestellung ist der hoss durch eine Abstützung mechanisch stabilisiert. In dem Moment, in dem der hoss in die Balance übergeht, analysieren redundante Gyro- und Beschleunigungssensoren mehrere hundertmal pro Sekunde das Verhalten des Fahrers.

Überwacht wird der Zustand des Balancesystems permanent von einem 100 % entkoppelten und patentierten Stützsystem. Das kann im Notfall im Bruchteil einer Sekunde ausfahren und den hoss sicher zum Stehen bringen.

Guter Preis

Nach drei Jahren Entwicklungsarbeit kam der erste „hoss“ Ende 2020 auf den Markt, für heuer sind ca. 100 Stück geplant, sagt Lukas Riegler. Im Laufe der letzten Jahre habe er viel gelernt, auch dass kleine Unternehmen bei Lieferanten nicht den gleichen Stellenwert wie Großabnehmer haben. „Wir bauen ein Nischenprodukt, unsere Bestellmengen sind kleiner. Trotzdem wollen wir von unseren Lieferanten ernst genommen werden. Auch was die Preisgestaltung anlangt“, bittet Rigler. Bei Weidmüller sei das anders. Eigentlich wollte man ursprünglich einen Crimpautomaten bei Weidmüller kaufen, im Laufe des Gespräches mit Rudolf Heinsching sei man auf den neuen Omnimate 4.0 Stecker zu sprechen gekommen. „Und der Preis passt auch“, schließt Lukas Rigler.